Camping in Bosnien und Herzegowina mit dem Bulli – per VW T3 Bus am Balkan
Bosnien und Herzegowina wird im ersten Moment häufig noch mit dem Krieg in den 90ern und den Landminen verbunden und nur selten als Urlaubsdestination erwähnt. Tatsächlich gibt es abseits der Zentren von Sarajevo, Mostar und Raftinggebieten wenig Infrastruktur für den Tourismus wie man es von vielen europäischen Urlaubsländern gewohnt ist. Was auf den ersten Blick für einen Urlaub unatraktiv klingt, ist aber für eine Individualreise mit dem Bulli ein herrliches Feld für Entdeckungsreisen!
Schon 2015 haben wir ein langes Wochenende entlang der Una verbracht und nicht nur schöne Eindrücke mit nach Hause genommen, sondern auch den Plan in diesem Jahr eine 10 Tagestour zu machen. Der grobe Plan war:
- Banja Luka
- Jajce
- Sarajevo
- Mostar
In das Land eingereist sind wir – von Kroatien kommend – in Gradiška. Der Grenzübergang ist eine Brücke über den Fluss Save die jeweils nur eine Spur pro Fahrrichtung hat – für LKW und PKW gemeinsam. Chaos mit Hubkonzerten ist vorprogrammiert! Die erste Nacht wollten wir eigentlich „wild“ irgendwo stehen bleiben, es gibt aber südlich von Banja Luka jede Menge Gründstücke am Fluß die mit einer Tafel „Autokamp“ und meist einem abenteuerlichem Sanitärberich zum Campingplatz werden. Für einen solchen haben wir uns entschieden um dann morgens direkt zurück nach Banja Luka zu fahren.
VW T3 gibt es in Bosnien und Herzegowina wie Sand am Meer
Bosnien und Herzegowina ist das VW T3 Land schlechthin, daher wollten wir noch eine VW T3 Werkstätte zum Zwecke der Ersatzteilsuche besuchen und dann natürlich auch im Zentrum von Banja Luka shoppen, die Festung besichtigen und gut essen.
In Banja Luka fällt uns auch wieder ein, dass es in BiH praktisch keine Frischmilch wie bei uns zu kaufen gibt sonder nur die hocherhizte Haltbarmilch … daführ jedemenge Joghurt.
Danach geht’s entlang des Flusses Vrbas in tiefen Schluchten weiter Richtung Jajce. Am Weg machen wir kleine Abstecher absteits der Strasse um wahre Paradise zum Spazieren und zum Wandern finden, zB die Krupa na Vrbas mit schönen Wasserfällen und Mühlen.
Relaxen am Campingplatz bei Jajce und dem Plivsko See
In Jajce kommen wir abends an und wählen wieder – wie voriges Jahr – den Campingplatz „Camping Plivsko Jezero„, der unmittelbar am Plivsko See liegt und mit einer ordentlichen Sanitäranlage, Tennisplatz, Kaffee usw auch einer Familie ein paar Tage zum Entspannen bieten kann. Wir bleiben hier drei Tage, der nahegelegene See bietet eine malerische Landschaft und ist beliebter Ausflugsort wo tagsüber gegrillt, musiziert und getanzt wird. Am Seeufer gibt’s auch gute Restaurants und auch die bekannten kleinen Wassermühlen sind hier ein Touristenziel. Am gleichen Campingplatz ist auch eine organisiert Campinggruppe aus Holland die wir später zufällig wieder in Sarajevo finden. Insgesamt sieht man auf den Campingplätzen häufig Holländer Jajce war auch eine Königsstadt und hat neben der schönen Festung auch viele sehr nette kleinen Winkel in der Altstadt zu bieten und in manchen Gassen ist’s gut, nicht mit einem großem Wohnmobil unterwegs zu sein. Gleich wie in Banja Luka sehen oder erkennen wir hier keine Touristen, das wird sich in Sarajevo und Mostar ändern.
Am Stadtrand von Sarajevo mit dem Bulli und per Bim nach Baščaršija
Weiter nach Sarajevo, auch hier wollen wir zwei Nächte bleiben, da wir bei der Fahrt durch die Stadt mehrmals im Stau stehen, entscheiden wir, die Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Mit dem öffentlichen Bus soll’s zur Endhaltestelle der 3er Bim gehen. Beim Einsteigen wollen wir Tickets kaufen, aber der Fahrer winkt uns durch. Danach mit der Strassenbahn von einer Enthaltestelle fast durch die gesamte Stadt zum osmanischen Teil Baščaršija der alten Stadt (Stari Grad) wo die Strassenbahn eine Schleife macht. Bei der 40 minütigen Fahrt sieht man viele unterschiedliche Teile der Stadt und vorallem auch noch deutlich die Spuren des Bosnien Krieges vor mehr als 20 Jahren. Noch immer gibt es sehr viele Strassenzüge mit Fassaden mit Einschusslöchern die zT nur provisorisch geflickt sind.
Bei einer, dem Campingplatz nahegelegenen, Bäckerei holen wir uns noch etwas Süßes und Somun, das traditionel bosnische Fladenbrot für das Essen im Bulli.
Als wir am zweiten Tag wieder selbstbewusst ohne Zahlen in den Bus einsteigen wollen ruft uns der Fahrer allerdings „Ticket!“ nach. Tatsächlich werden wir in der Strassenbahn später auch kontrolliert. Das Zentrum von Sarajevo ist geteilt und wir finden im alten Teil auch einen kleinen, feinen Musikladen, wo wir für unseren Gamma Kassettenradio im Bulli ein paar Bänder kaufen. Die Verkäuferin empfiehlt uns Dino Merlin, ein echter Held in Bosnien und Herzegowina und er begleitet uns auf der weiteren Reise:
Zu Touristenpreisen bekommt man hier auch fantastische Varianten von Baklava und für den Reiseproviant finden wir auch noch den Markt für Käse und Fleisch. Wer diesen allerdings aus BiH ausführen möchte muss das an der Grenze zu Kroatien deklarieren. In Sarajevo gibt es sehr viel zu besuchen, entzückend ist auch die Geschichte vom Inat Kuća (de: Neidhaus, en: Spite House): Als die Östereich-Ungarische Monarchie Rathaus und Bibliothek bauen wollten, lies sich ein Mann nicht mit Geld abfertigen, sondern erzwang, dass sein Haus – das im Weg war – Ziegel für Ziegel am gegenüberliegenden Ufer des Flusses aufgebaut wurde.
Nach zwei Nächten soll es für uns weiter gehen in das Bjelašnica Gebirge, wo einerseits 1984 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden und andererseits aber auch viele kleine Gebirgsdörfer liegen. Wir fahren hier mehrere Stunden abseits von festen Straßen nach Lukomir und geniessen fantastische Landschaften!
Geschäfte, Restaurants und selbst ein Handynetzwerk sucht man hier natürlich vergeblich … ein Campingparadis. Für einen Bulli ohne Isolierung sind nur die Nächte im Mai auf über 1.500 Meter zwischen 0 und 5 °C nicht wirklich einladend, daher fahren wir weiter in den Süden wo es inzwischen tagsüber 30°C hat.
Die Brückenspringer von Mostar und die Bunaquelle
Für die letzten Nächte in BiH wählen wir den Campingplatz Mali Wimbledon in Blagaj. Der Ort ist bekannt für die Bunaquelle und ist mit dem öffentlichen Bus für 2,1KM ca 20 Minuten von Mostar entfernt. Der Kern der Altstadt von Mostar wurde nach dem Bosnien Krieg wieder aufgebaut – im Turm bei der Alten Brücke von Mostar gibt es eine Fotoausstellung die dokumentiert dass die Altstadt praktisch völlig zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Auf der 19 Meter hohen Brücken verdienen sich Brückspringer etwas – wenn beim Sammeln 25 Euro zusammenkommen springen sie in die kalte Neretva.
Wie schon in Sarajevo ist auch hier beeindruckend wie die Stadt von Häusern aus unterschiedlichen Religionen zusammengehalten wird. Gebäude aus der K&K Zeit sieht man hier allerdings, im Vergleich zu Sarajevo, nur mehr wenige.
Zurück nach Österreich geht’s über kostenpflichtige Autobahn von Kroatien mit einem Abstecher nach Sibenik … und noch einem Stopp in der Nähe von Karlovac.
Landkarte und Zahlen:
Ein paar Eckdaten / Zahlen von Unserer Reise:
- Gesamtstrecke: 1.798 km
- Gesamtverbrauch: 218 Liter Benzin
- Gesamt Benzinkosten: 242.- Euro
Literatur und Reiseführer für Bosnien und Herzegowina:
- Mostar – die endlose Geschichte (2014 – Fortunatrade Tours doo Mostar)
- Bosnien und Herzegowina – Komm, entdecke, erzähle weiter – 30 unvergessliche Destinationen (2015 – Amel Salihbasic)
- Das versunkene Bosnien (1999 – Styria Verlag – Helmut Friedrichsmeier)
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