Camping mit VW Bulli, einem T3 Bus, in den Pyrenäen und an der Costa Brava in Spanien

Camping mit VW Bulli, einem T3 Bus, in den Pyrenäen und an der Costa Brava in Spanien

Dieser Artikel ist der zweite von drei Teilen über die Reise von Österreich über Italien und Frankreich nach Spanien.

Den Grenzübergang nach Spanien haben wir bei der Einreise ein bisschen verschlafen – als bei der Tankstelle der Sprit rund 30 Cent billiger ist sind wir uns sicher, dass wir mit einem Fuß schon auf der Iberischen Halbinsel sind. Unser erstes Ziel in Spanien ist La Seu d’Urgell weil wir kaum Informationen über Campingplätze und Stellplätze in den spanischen Pyrenäen haben und hier die Touristeninformation suchen. Da wir um die Mittagszeit ankommen ist diese selbstverständlich geschlossen – bis zum Schluß konnten wir uns kaum daran gewöhnen dass Spanien zwischen 12:00 und 16:00 ruht. Selbst Supermärkte. Also ruhen auch wir. Aber dann bekommen wir hier für den restlichen Teil der Spanienreise fantastisches Kartenmaterial und Infos. Das Touristenbüro ist super, großzügige Räumlichkeiten, eine Angestellte die selbst gereist ist und Interesse hat und Unmenge an sehr hilfreichem Material – das ist alles andere als was man sonst so erfährt. Nicht selten auf unserer Reise waren diese Büros klein und hatten kaum mehr als ein „Inforegal“ wo Werbebroschüren eingschlichtet waren.

In den Pyrenäen auf der Such nach einem Campingplatz

Entlang dem Parc Natural del Cadi-Moixero wollen wir Richtung Costa Brava fahren – das gleiche Gebierge wie in Frankreich, aber irgendwie doch anders. Knallrote Felsen führen uns mit tollem Panorama gen Osten.

In den Pyrenäen richtung Parc Natural del Cadi-Moixero

Auf der Strasse sehen wir wenig andere Autos, gelegentlich ein kleines Dorf. Das erste in dem wir halt machen ist Tuixent – wir brauchen einen Campingplatz mit „Waschküche“. Man erzählt uns auch, dass am Wochenende ein Dorffest ist. Klingt sehr nett, wir wollen in der Nähe bleiben und mitfeiern. Der Campingplatz in Gósol – ganz in der Nähe – überrascht uns. Hier finden wir den saubersten Sanitärbereich auf der ganzen Reise, einen top gepflegten Pool und eine feine Waschküche (2 Nächte €72.-).

Waschtag in Gósol in Spanien.

Wir haben nun auch erstmals eine Plane vor dem Bus, das sieht uncool aus und erinnert irgendwie an die Telefondeckerl die man bei Festnetztelefonen hatte, ist aber wirklich fein. Der Ort Gósol ist eng mit Picasso verbunden der 1906 – am Weg von Paris nach Barcelona – ein paar Monate mit Fernande hier verbracht hat. Replika und Fotomaterial aus dieser Zeit werden in einem Picassomuseum gezeigt. Das passt gut, denn hier ist gerade ein bisschen „Museumwetter“ und die Markise wird bei einem heftigen Gewitter auch ordentlich gewaschen.

Nach drei Tagen bauen wir ab und fahren zum Dorffest nach Tuixent – dort entdecken wir eine Riesenpaella und melden uns für das gemeinschaftliche Dorfessen an. Das war eine gute Entscheidung.

Riesenpaella beim Dorffest in Tuixent in den Pyrenäen in Spanien

Einerseits ist das Essen gut und andererseits kommt man hier ins Plaudern mit schönen Gesprächen. Hier wird uns auch erklärt: Wir sind Katalonien. Mehr als in Spanien. War uns bisher nicht so klar, aber sehr selbstbewusst wird am Tisch die Geschichte Kataloniens dargelegt. Fotos von Menschenketten und vorallem Menschentürmen bei Unabhängigkeitsveranstaltungen werden gezeigt … das Thema wird uns die Reise noch begleiten. Auch Tipps für die Weiterreise nehmen wir mit: Pals, Peretallada und El Port de la Salva und Cadeques.

Im Oldtimer weiter nach Besalú und zu Salvador Dalí

Nach den schönen Tagen in den Pyrenäen hier fahren wir weiter nach Besalú. Unterwegs sehen wir noch eine Gruppe Bartgeier (Trencalòs) am Himmel kreisen, die wir gemeinsam und länger mit anderen am Straßenrand beobachten. Die Zeit „fehlt“ uns später, wir stehen um 19:04 vor dem Touristenbüro in Besalú, das ist „selbstverständlich“ seit vier Minuten geschlossen. Wir schlendern durch die Stadt und sind beeindruckt von den mittelalterlichen Bauwerken und wollen am nächsten Tag auch noch durch die Stadt spazieren.

Besalú in Spain mit der romanischen „Pont de Besalú“

Am nächsten Morgen ist das Touribüro wieder offen und wir ziehen nochmals in die Stadt – der mittelalterliche Ortskern ist eine Zeitreise. In den Seitengassen gibt es, neben vielen Souvenirgeschäften, auch einige Restaurants – von den kleinen Tapasläden finden wir leider nur wenige und dort keinen freien Platz.
Wir nehmen es als Zeichen und wollen den Rest des Tages Salvador Dalí widmen – also weiter gen Osten nach Figueres. Das Museum – in dem Dalí auch begraben ist – ist fantastisch. Selbst als Kunstbanause wird man vom intensiven Leben und der Vielfalt seiner Werke mitgerissen. Dalí hatte das Stadttheater noch selbst für sein Museum umgestaltet und auch in der Nähe gewohnt und viel Zeit zugebracht. Unter anderem in Cadaqués, einer netten Hafenstadt. Da wollen wir hin. Zu unserer Überraschung ist die Anreise wieder etwas gebirgig …

Unser Bulli am Weg nach Cadaqués in Spanien

Der Ort wird in allen Reiseführern als „must have seen“ erwähnt und tatsächlich hat er etwas Einladendes. Die netten kleinen weißen Häuserzeilen in einer kleinen Bucht mit ein paar kleinen Stränden. Wir bleiben für drei Tage am Campingplatz hier und halten uns meist im Ort auf – der Stellplatz ist uns nicht so einladend um sich breit zu machen (2 Nächte € 61,38.-). Nur unseren Müllsack lassen wir vor dem Bus. Es war ca halb vier morgens als ich dann höre wie sich jmd an diesem Müllsack zu schaffen macht. Am Campingplatz ist es nachts ganz ruhig nur wir sind jetzt das akkustische Zentrum hier. Nach etwa fünf Minuten und der Gewissheit, dass auch Rest des Campingplatzes endgültig wach ist, gebe ich nach. Der Müllsack ist zerfledert und unser Müll der letzten Tage über mehrere Parzellen verteilt. Ein anderer Camper hat die Szene offenbar beobachtet und erzählt mir auf Spanisch etwas von einem großen Tier … ich verstehe nichts und nachdem ich den Platz sauber gemacht habe bin ich putzmunter. Zeit für eine Fototour durchs Gelände …

Eurec Cassandra meets Westfalia. Unser Bulli in guter Gesellschaft um vier Uhr nachts.

Camping mit dem VW T3 an der Costa Brava

Cadaqués war schön und wir waren bei tollem Wetter im Ort schwimmen. Wir haben Lust auf ein paar Tage „Badeurlaub“ bekommen und wollen an die Strände der Costa Brava.
Bei der Suche nach einem Campingplatz direkt am Meer bemerken wir, dass das an der Costa Brava gar nicht leicht ist. In Platja d’Aro werden wir fündig – einer der beliebtesten Strände an der Costa Brava ist 2km lang.

Platja d´Aro an der Costa Brava in Spanien mit dem Cavall Bernat Felsen.

Der Campingplatz Val d’Or gefällt uns sehr gut, eine schöne Anlage mit Pinienwald und wir bekommen einen Platz in der zweiten Reihe mit Blick zum Meer – eine Freude für den Camper! Es gibt Campingplätze, wo es neben den Campern auch noch „Dauercamper“ gibt. Ich weiß nicht weshalb sie so heißen, denn eigentlich leben sie mehr die Kultur der Schrebergärten als jene der Reisenden. Häufig entsteht ein soziales Gefüge wie in einem kleinen Dorf … Was wir jetzt noch nicht wußten, dass wir unseren Bulli quasi auf den Hauptplatz eines solchen Dauercamperdorfes gestellt hatten. Später erfahren wir, dass man „vor uns“ hier Botscha gespielt hatte. Diese Dörfer erkennt man ua daran, daß viele Stellplätze mit einem Zaun abgegrenzt sind. Meist haben die Plätze auch einen Sichtschutz für den eigenen Platz der möglichst so gestalltet ist, dass man das Geschehen am restlichen Platz aber bestmöglich beobachten kann. Wir entscheiden auch die letzten Tage in Spanien hier am Campingplatz zu verbringen und Barcelona zu streichen. Im ländlichen Teil Österreichs gibt es „Zuagroaste“ (Zugereiste). Das sind jene (egal ob In- oder Ausländer), die in einem Ort nicht aufgewachsen sondern zugezogen sind, dem kommen wir hier am nächsten. Nicht integriert, aber akzeptiert – das reicht uns. Wir verlängern (drei Nächte: €78,42.-.) und streichen den Barcelonaaufenthalt. Früh morgens geht es dann mit dem VW Bus direkt zur Fähre nach Barcelona – mit etwas Spannung, weil wir die Buchung mit einem anderen Reisepass gemacht haben als wir jetzt nach Genua übersetzen wollen …

Legende zur Karte:

Literatur

  1. …Costa Brava * ISBN 84-87587-18-6
  2. …Pyrenäen – Handbuch für individuelles Entdecken * ISBN 978-3-8317-2174-0
  3. …Spanien in kleinen Geschichten * ISB 978-3-423-09494-8
  4. …Als Spanien die Welt beherrschte * Geo Epoche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Top